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25.03.2011

Greenpeace: Atomunfall in Japan hat höchste INES-Stufe 7 erreicht

Die atomare Katastrophe im japanischen Atomkraftwerk Fukushima Daiichi muss auf die höchste Stufe 7 der internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse (INES) eingeordnet werden. Das fordert die unabhängige Umweltschutzorganisation Greenpeace von der internationalen Atomenergiebehörde IAEO. Aus der havarierten Atomanlage seien schon jetzt entsprechend große Mengen an Radioaktivität entwichen, ergebe eine Studie des Physikers Dr. Helmut Hirsch für Greenpeace.

Hirschs Untersuchung basiert nach Angaben von Greenpeace auf offiziellen Daten der französischen Strahlenschutzbehörde (IRSN) und der österreichischen Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Hirsch kommt zu dem Ergebnis, dass die Gesamtmenge der radioaktiven Substanzen Jod-131 und Cäsium-137 die Einstufung in INES 7 erfordern. Die japanischen Behörden ordnen die Atomkatastrophe derzeit der Stufe 5 zu. 

„Die höchste Stufe der Unfallskala der IEAO ist jetzt erreicht“, sagt Heinz Smital, Kernphysiker und Atomexperte von Greenpeace. „Es sind derart große Mengen an Radioaktivität freigesetzt worden, dass die derzeitige Katastrophe im AKW Fukushima 1 jeden Vergleich sprengt. Und die Freisetzung geht weiter.“ 

Die heutigen Berichte über sehr hohe Radioaktivitätswerte am Reaktor 1 in Fukushima Daiichi und die möglicherweise ernste Beschädigung von Reaktor 3 mit einer anzunehmenden Kernschmelze und beschädigtem Reaktordruckbehälter geben Anlass zu großer Sorge. In Reaktor 3 befinden sich hochgiftige Mischoxid-Brennstäbe (MOX) aus Uran und Plutonium. 

Während beim Atomunfall von Tschernobyl lediglich ein Reaktor havarierte, steht in Fukushima Daiichi derzeit eine Katastrophe in drei bis fünf Reaktoren bevor. In drei Reaktoren hat ein Verlust von Kühlmittel die Kernschmelze beschleunigt. Das Abklingbecken von Reaktor 4 mit abgebrannten MOX-Brennelementen verlor Kühlmittel, fing Feuer und es kam zu einer zerstörerischen Wasserstoffgas-Explosion.

Dr. Hirsch schließt daraus: „Alle Freisetzungen aus den Fukushima-Reaktoren zusammengenommen entspricht die Katastrophe offensichtlich Stufe 7 nach INES. Man könnte möglicherweise aber auch drei Katastrophen der Stufe 7 diagnostizieren, wenn man jeden Reaktor einzeln betrachtet.“ 

Die Atomindustrie und die internationale Atomenergiebehörde IAEO haben nach dem Atomunfall in Tschernobyl immer beteuert, dass ein so schwerer Störfall nicht in einem westlichen AKW geschehen kann. „Die gefährliche Selbstzufriedenheit der Atomlobby und der IAEO über Jahrzehnte hinweg hat uns zur äußersten Katastrophe für die Menschen in Japan geführt“, sagt Heinz Smital. 

Die INES-Skala wurde nie für einen derartigen Fall entwickelt, da die Atomindustrie und die IAEO ein solches Szenario als unmöglich erachteten. „Der Sinn der INES-Skala ist, die Menschen zeitnah über mögliche Bedrohungen radioaktiver Unfälle zu informieren. Daher ist es absolut unzureichend, wenn die Skala jeden Reaktor einzeln betrachtet und die Gesamtdosis aller Reaktoren außer Acht lässt“, sagt Smital. „Diese ist aber letztlich für die Gesundheit der Menschen wesentlich.“ 

Quelle: Greenpeace Deutschland

  

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