Artikel vom 06.07.2006, Druckdatum 28.03.2024

Weltweit einzigartiges Solarturmkraftwerk entsteht in Jülich

Einen „Meilenstein auf dem Weg zur CO2-freien Stromerzeugung“ nannte Nordrhein-Westfalens Wirtschafts- und Energieministerin Christa Thoben das neue solarthermische Versuchs- und Demonstrationskraftwerk, für das am Dienstag in Jülich (Kreis Düren) der Startschuss fiel. Das in seiner Art weltweit bislang einzigartige Solarturmkraftwerk hat eine elektrische Leistung von 1,5 Megawatt und soll 2008 in Betrieb gehen. Betreiber der Anlage sind die Stadtwerke Jülich.

„Einzigartig“ an dem neuen Solarturmkraftwerk ist die „solare Feuerung“ eines an sich konventionellen Dampfkraftwerks. Dazu wird die herkömmlich mit Öl, Gas oder Kohle befeuerte Brennkammer durch eine solare Brennkammer ersetzt. So können in Zukunft umweltverträgliche Betriebsstoffe wie Wasser, Dampf und Luft eingesetzt werden. 

Scheint die Sonne richten sich Spiegel (Heliostate) so aus, dass das Sonnenlicht auf den Turm reflektiert wird. Durch diese starke Konzentration der Sonneneinstrahlung entstehen an der Spitze des Turms (im so genannten Receiver) Temperaturen, wie sie auch bei der Verbrennung von fossilen Brennstoffen auftreten. Dadurch wird im Receiver Luft auf bis zu 1000°C erhitzt. Die so gewonnene Energie erzeugt Wasserdampf, der eine Turbine antreibt. Schwankungen bei der Sonneneinstrahlung sollen mittels eines neuartigen Speichers ausgeglichen werden. Dadurch kann die Stromerzeugung im Kraftwerk unabhängiger von der Sonneneinstrahlung und damit verbrauchsorientierter erfolgen. Bei fehlender Sonneneinstrahlung könnte das Kraftwerk zukünftig auch konventionell mit Biomasse betrieben werden. Langfristig ließe sich mit Hilfe der Turmtechnologie sogar Wasserstoff durch Sonnenenergie erzeugen, heißt es in einer Pressemitteilung des Ministeriums. 

Entwickelt und patentiert wurden die innovativen Komponenten des Kraftwerks beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR) in Köln. Sie wurden bereits in Almeria (Spanien) erfolgreich erprobt. Das Herzstück des Kraftwerks, den Receiver, haben die Fachhochschule Aachen, Standort Jülich, und das DLR entwickelt. In Jülich wird nun erstmals das Gesamtsystem aus den Solarkomponenten und den herkömmlichen Kraftwerksteilen entwickelt und getestet. NRW-Innovationsminister Prof. Andreas Pinkwart: „Der weltweit steigende Energiebedarf ist eins der drängendsten gesellschaftlichen Probleme. Die Forschungsergebnisse aus NRW, die hier in der Praxis erprobt werden, liefern einen wichtigen Beitrag dazu, das Problem klimaschonend zu lösen.“ 

Ziel sei es, so NRW-Wirtschafts- und Energieministerin Christa Thoben, durch dieses Projekt eine solide Basis für eine kontinuierliche Weiterentwicklung dieser Technologie zu schaffen und die derzeitige Marktführerschaft des deutschen Anlagen- und Maschinenbaus und damit heimische Arbeitsplätze zu sichern. Für diese neue umweltfreundliche Technologie gebe es einen stark wachsenden Markt, vor allem in sonnenreichen Ländern. Dort könnten solarthermische Kraftwerke im Mega-Watt-Maßstab als kostengünstige Option einen erheblichen Teil des zukünftigen weltweiten Strombedarfs decken. 

Geplant wurde die insgesamt 21,7 Millionen Euro teure Anlage von den Stadtwerken Jülich zusammen mit dem Solar-Institut Jülich der Fachhochschule Aachen, der Stadt Jülich, dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. und den Kraftanlagen München. Das nordrhein-westfälische Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Energie, das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit und das Bayrische Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie fördern das Projekt mit insgesamt 10,6 Millionen Euro.

Quelle: Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Energie (MWME) des Landes NRW
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