Artikel vom 25.05.2010, Druckdatum 29.03.2024

Zwanzig Jahre „Solarthermie“ in Kloster Banz

KEINE Zuschüsse für Solarkollektoren, KEINE Zuschüsse für Biomasseverfeuerungsanlagen, KEINE Zuschüsse für die Wärmepumpen mehr – mit diesen vernichtenden Nachrichten startete das diesjährige Symposium Thermische Solarenergie im Kloster Banz in Bad Staffelstein. 430 Teilnehmerinnen und Teilnehmer tauschten sich über den Stand der Nutzung der Sonnenenergie für die Warmwasserbereitung und die Wohnraumbeheizung aus.

Es hätte eigentlich nicht besser anfangen können: „Sonnenwetter“ am Mittwoch zum Auftakt der Veranstaltung, Apfelblüte, feines bis sattes Grün, was könnte da stören? Die vernichtende Störung erfolgte bereits am Dienstagabend, als Bundesumweltminister Röttgen in den Tagesthemen verkünden musste, dass aufgrund der Haushaltssperre sämtliche Anträge für das Marktanreizprogramm abgelehnt werden müssen. Also KEINE Zuschüsse für Solarkollektoren, KEINE Zuschüsse für Biomasseverfeuerungsanlagen, KEINE Zuschüsse für die Wärmepumpen mehr.

Allein schon das Fehlen der Referatsleiterin Fr. Dr. Freier sowie das nachfragelose Verlesen der Stellungnahme des Umweltministeriums ließen nichts Gutes ahnen. Das Publikum nahm das Ende der Förderung kommentarlos hin, schließlich gelten ja die Vorzüge der Nutzung regenerativer Energien auch ohne Zuschüsse.

Im Unterschied zur Photovoltaik ist bei den Solarwärmeanlagen der deutsche oder europäische Anteil an den Produkten durchwegs relativ hoch. Weiterhin machen ja die Kollektoren (und nur dafür gab es ja den Zuschuss) nur einen kleinen Teil der Gesamtkosten einer Solarwärmeanlage aus und als allerwichtigster Punkt, so wurde in der Pressekonferenz herausgestrichen, erfolgt die wesentliche Wertschöpfung durch die individuelle Handwerkerleistung vor Ort.

Jährlich werden in Deutschland rund 600.000 Heizungsanlagen erneuert. Nach einem Vorschlag der Branchenverbände sind die verabschiedeten Ziele (20/20/20) der Bundesregierung jedoch nur dann zu erreichen, wenn zukünftig jährlich eher eine Million veraltete Heizanlagen durch sparsamere neue Modelle erneuert werden und wenn jedem Gebäudebesitzer klar ist, dass zu einer Heizung nicht nur ein Schornstein, sondern ganz selbstverständlich auch eine Solarwärmeanlage gehört.

Was im Neubaubereich bereits der selbstverständliche „Stand der Technik“ ist, muss sich im Modernisierungsbereich noch etablieren. Mietwohnanlagen, Geschosswohnungsbau, Schulen, Turnhallen, Veranstaltungshallen – überall kann anhand der schon bestehenden Referenzbeispiele auf den sinnvollen Einsatz der Solarwärme verwiesen werden. Allein die flächendeckende Umsetzung lässt noch auf sich warten.

Ebenso unverständlich ist die Zurückhaltung im Gewerbebereich und in der Industrie – herrschen doch dort vielfach Verhältnisse, welche ganzjährig Wärme für die Be- und Entlüftung der Gebäude, Trockenhaltung der Lagerhallen, Händewaschen und insbesondere kühlende Klimatisierung der Produktion und Verwaltung verwenden könnte.

An den Preisen und Gestehungskosten für die Solarwärmesysteme wird sich zukünftig wenig ändern: Die meisten Komponenten werden bereits heute großindustriell gefertigt, Roboterstraßen fertigen Kollektoren, Rohre, Isolationsmaterialien und dergleichen mehr entspringen optimierten Massenproduktionsanlagen. Auch sind die Preise für Rohstoffe wie Kupfer, Aluminium oder Stahl seit Sommer 2009 teils schon wieder um fast 100 Prozent gestiegen. Auf fallende Preise für Solarthermieanlagen zu hoffen ist also vergebliche Liebesmüh.

Da ja die Sonne immer „dieselbe“ ist, und die Kollektoren nach wie vor rechteckig sind, stellt sich immer wieder die Frage, was kann es denn jährlich immer wieder Neues geben. Allein die Teilnehmerliste gibt schon Aufschluss genug – Teilnehmerinnen und Teilnehmer fast weltweit, eine wiederum große Anzahl an Erstbesucher/innen, ein dick gefüllter Tisch mit Studenten im Umfeld der „Erneuerbaren Energien“ und nicht zuletzt die Bandbreite der verschiedenen Disziplinen, die sich als Hersteller von der Pumpe über die Software zum Kollektor oder Speicher einfinden.

Als Posterbeiträge in mehr als 10 verschiedenen und stark divergierenden Themenfeldern oder den Vorträgen, die keinesfalls Resignation aufkommen ließen, sondern eher den Eindruck vermittelten … Solarförderung? Gab es da mal was? Brauchen wir so etwas?

Gerade die Tatsache, dass solarthermische Anlagen erst einmal nicht „netzfähig“ sind, dass Wärme nicht so einfach über weitere Strecken transportiert werden kann, sorgt immer wieder für einen gänzlich anderen Blickwinkel.
Sowohl die Vorträge am Freitag als auch der erste Preis der Posterprämierung stehen dafür Pate. Die Solarthermie ist integraler Bestandteil der Gebäudearchitektur geworden. Kühlen, Heizen, Warmwasser, Trocknen, Ertragsspitzen im Sommer oder Bedarf im Winterhalbjahr – die konzeptionelle, ingenieurmäßige und architektonische Leistung sind gefordert und längst in der Lage die Bedürfnisse zu befriedigen.

Der Preis für das beste Poster ging an F. Lichtblau für die energetische Sanierung einer ehemaligen Brauerei mit jetzigem massivem Einsatz an Fotovoltaikmodulen und Solarkollektoren. Gerade derartige Beispiele, wie wertvoller Gebäudebestand in der Kombination mit modernen Solartechnologien für die Zukunft gesichert werden kann bestätigte die Jury neben der ästhetischen Gestaltung des Posters in ihrer Entscheidung. 

Als typisch bayerische Anwendung entpuppte sich der zweite Posterpreis, der ebenfalls eine Brauerei zum Thema hatte. Allerdings auf High Tech Niveau – Betriebserfahrungen zur solaren Prozesswärmebereitstellung hatte M. Wutzler präsentiert. 

Wenigstens der Posterpreis Nummer 3 hatte ein rein wissenschaftliches Thema: Aus einer ganzen Palette von ähnlichen Beiträgen wurde D. Bestenlehner für sein Schnellprüfverfahren für Sonnenkollektoren ausgezeichnet. 

Im Bereich der von Firmen vorgestellten Innovationen wurde die Firma Wilo für ein neues Konzept für hocheffiziente Pumpen mit dem ersten Innovationspreis ausgezeichnet. Eine ganze Familie an verschiedenen Leistungsklassen soll in den nächsten Jahren folgen.
Platz zwei belegte die Firma Viessmann, die ein neues Konzept für die Vereinfachung der Montage präsentierte. 

Platz drei erging schließlich an die Firma Greiner PURTec , die mit ihrem neuen Baukastensystem an Dämmstoffen dafür Sorge tragen wird, dass die geerntete Sonnenwärme auch brandheiß eingefahren werden kann.

Kloster Banz steht und stand schon immer für besonders intensiven Kontakt der Teilnehmerinnen und Teilnehmer untereinander. Die Teilnehmerzahl unter 500 erlaubt die Verköstigung innerhalb der Klostermauern, die zahlreichen Pausentische sind der Auftakt dafür, dass bis spät in die Nacht gefragt, debattiert und diskutiert wird. Wo und wann hat man schon in dieser Kompaktheit die Chance führende Köpfe zu treffen, zu fragen, zu lernen und Ideen für die notwendige solare Energieversorgung von Morgen zu konkretisieren.

Dass noch ein weiter Weg vor der Solarbranche liegt, zeigten diverse Grafiken in der Retrospektive – im Unterschied zur Fotovoltaik hat die Nutzung der thermischen Solarenergie leider nur einen Bruchteil der angestrebten Zielmarken erreicht. Gehen wir es an! 

Autor: Thomas Vorderwülbecke, Coburg

Quelle: Ostbayerisches Technologie-Transfer-Institut e.V. (OTTI)
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