Artikel vom 13.06.2012, Druckdatum 29.03.2024

Intersolar Europe: Auftakt im Zeichen der politischen Energiewende

Die heutige Eröffnung der weltgrößten Solarmesse Intersolar Europe in München stand ganz im Zeichen des Erreichens wichtiger Meilensteine der Energiewende. Solarstrom hat das Preisniveau der Verbraucher-Stromtarife unterschritten, gleichzeitig stehen viele deutsche Photovoltaik Unternehmen stark unter Druck. Jetzt zählt die deutsche Solarwirtschaft auf den zeitgleich zur Weltsolarmesse tagenden Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat, der über die zukünftige Förderung der Photovoltaik entscheidet.

Stark gesunkene Solartechnik-Preise haben dazu geführt, dass Solarstrom vom eigenen Hausdach in Deutschland nach Angaben des Bundesverbandes Solarwirtschaft e.V. (BSW-Solar) bereits jetzt das Preisniveau der Verbraucher-Stromtarife unterschritten hat. Die Gestehungskosten für Solarstrom liegen nicht nur in Regionen mit sehr hoher Sonneneinstrahlung, sondern auch in Deutschland inzwischen unterhalb des Endkundenstrompreises. Dies bestätigen auch Ergebnisse einer aktuellen Studie des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE. Die gesunkenen Preise führen dazu, dass sich inzwischen auf allen Kontinenten schnell wachsende Solartechnik-Absatzmärkte etablieren. 

Doch viele Solarunternehmen leiden derzeit unter einem rauen Investitionsklima, das durch weltweite Überkapazitäten, einen massiven Wettbewerbsdruck, unstete Förderprogramme und Konsolidierungserscheinungen gezeichnet ist. Noch ist Solartechnik für einige Jahre stark auf verlässliche politische Rahmenbedingungen angewiesen, die nicht immer gegeben sind. Das geplante zu schnelle Zurückfahren der Solarstromförderung im Leitmarkt Deutschland gefährdet nach Einschätzung des BSW-Solar gegenwärtig hierzulande die Energiewende und die Existenz zehntausender Solarjobs. 

Die Solarwirtschaft hofft daher darauf, dass im zeitgleich zur Weltsolarmesse tagenden Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat eine Einigung darüber erzielt wird, die Installation neuer Solarstromanlagen und ihre Förderung nicht so stark zu reduzieren wie ursprünglich geplant. 

„Mit dem Aufeinandertreffen der Eröffnung der weltweit größten Solarmesse und der Sitzung des Vermittlungsausschusses verbindet sich eine einmalige Chance: Die Bundesregierung kann der Weltöffentlichkeit jetzt beweisen, dass sie es mit der Energiewende ernst meint und ihren Führungsanspruch bei der Entwicklung der Erneuerbaren Energien verteidigt. Ein weiterer kraftvoller Ausbau der Solarenergie ist für das Gelingen der Energiewende im Strom , Wärme- und Mobilitätssektor unverzichtbar. Dieses Projekt steht weltweit unter größter Beobachtung und ist zum Erfolg verurteilt. Daran hängt das Image einer ganzen Technologienation“, erklärte Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft. Zur diesjährigen Intersolar werden rund 80.000 Besucherinnen und Besucher aus aller Welt erwartet. 

Nach jüngsten wissenschaftlichen Berechnungen der Prognos AG fällt der weitere Ausbau der Solarstrom-Nutzung in Deutschland finanziell kaum noch ins Gewicht. Eine Verdoppelung des Anteils der Solarenergie am deutschen Strom Mix von 3,2 Prozent (2011) auf knapp 7 Prozent (2016) würde die Stromtarife in den nächsten vier Jahren um lediglich 2,5 Prozent ansteigen lassen. Die Umstellung von einem Prozent des herkömmlichen Strom Mix auf Solarstrom hätte im Jahr 2005 einen Durchschnittshaushalt noch rund 2 Euro im Monat gekostet. In diesem Jahr zahlen Verbraucherinnen und Verbraucher für jeden weiteren Prozentpunkt Solarstrom-Anteil nur noch etwa 60 Cent pro Monat. 

Trotzdem will der Deutsche Bundestag nach einem Beschluss vom 29. März 2012 durch Förderkürzungen von bis zu 45 Prozent den deutschen Photovoltaik Markt in den nächsten Jahren mehr als halbieren. Eine Mehrheit der Bevölkerung und Bundesländer lehnt zu hohe Einschnitte dagegen ab. Keine andere Energieform erfreut sich – quer durch alle Bevölkerungsschichten – einer so großen Beliebtheit wie die Solarenergie: Allein seit den Beschlüssen der Bundesregierung zur Energiewende am 7.6.2011 seien rund 400.000 Solaranlagen in Deutschland neu errichtet worden. Bereits sieben Millionen Menschen leben in Deutschland in Gebäuden, die Solarenergie zur Strom oder Wärmeversorgung nutzen. 

Das Ausland setzt ebenfalls zunehmend auf Solarenergie Mit einer besonders stark anziehenden Nachfrage rechnet die Solarbranche in diesem Jahr unter anderem in den USA, in Japan und in China. Auch für viele Entwicklungs- und Schwellenländer bietet Solartechnik aufgrund des starken Preisverfalls zunehmend Chancen. Mit dem dort noch immer weit verbreiteten Strom aus Dieselgeneratoren ist Solarstrom inzwischen wettbewerbsfähig. 

Bei der Solarwärme gibt es ebenfalls große Fortschritte, denn in Deutschland erreichen kleine solare Trinkwassererwärmer die Wettbewerbsfähigkeit mit Gasthermen. Weltweit tragen Thermosyphonsysteme dazu bei, dass Menschen Warmwasser dort zur Verfügung steht, wo es sonst kaum einen Zugang dazu gibt. 

Um die Energiewende zum Erfolg zu führen, will die Solarwirtschaft in den nächsten Jahren mit der Wissenschaft sowie den Vertretern der konventionellen Energiewirtschaft und verwandten Branchen noch stärker kooperieren. „Alle Kräfte, die die Energiewende ernsthaft betreiben wollen, müssen jetzt an einem Strang ziehen. Aufgabe der Politik ist es, über den Vorrang der Erneuerbarer Energien zu wachen und die Transformation des Energiesystems zielgerichtet zu steuern. Bei diesem komplexen Prozess muss eine Vielzahl an Maßnahmen zeitlich und inhaltlich gut aufeinander abgestimmt werden“, so Körnig. Der Solarenergie mit ihren Vorteilen einer verbrauchsnahen Energieversorgung und Speicherbarkeit kommt dabei nach übereinstimmender Expertenmeinung eine zentrale Rolle zu. 

Quelle: Bundesverband Solarwirtschaft e.V.

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