Artikel vom 26.11.2011, Druckdatum 20.04.2024

Wüstensonne gemeinsam nutzen

Die Idee ist nach wie vor faszinierend: Seit 2007 erforscht die interdisziplinäre Arbeitsgruppe SEPA an der Gießener Justus-Liebig-Universität die Möglichkeiten einer Solarenergie Partnerschaft mit Afrika, um zur Lösung der Energieprobleme der Menschheit beizutragen. Auf diesem Weg ist die Arbeitsgruppe jetzt einen weiteren Schritt vorangekommen: Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) fördert ab 2012 vier Jahre lang eine „Fachbezogene Partnerschaft mit Entwicklungsländern“ mit insgesamt 250.000 Euro.

Hauptpartner der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Justus-Liebig-Universität (JLU) in Gießen wird die Universität Dakar im Senegal sein, aber auch Universitäten im Tschad und in Mauretanien sollen einbezogen werden. „Diese Partnerschaft bietet uns einen Rahmen, der nun mit Leben gefüllt werden muss“, sagte der Physiker Prof. Dr. Michael Düren, SEPA-Gründungsmitglied und aktiv in der weltweit tätigen DESERTEC-Stiftung. 

Neben dem verstärkten Austausch von Studierenden und Wissenschaftler/innen will die JLU zudem die Senegales/innen bei der Entwicklung eines Master-Studiengangs „Erneuerbare Energien“ unterstützen. Mit im Boot ist auf Gießener Seite nicht nur die JLU, sondern auch die Technische Hochschule Mittelhessen, die zum Beispiel Praktika zu regenerativen Energien anbieten wird. Dagegen geht es den Wissenschaftler/innen der Universität eher um die sozio-ökonomischen Aspekte. Neben Prof. Düren engagieren sich insbesondere Prof. Dr. Peter Winker (VWL), Prof. Dr. Andreas Dittmann (Geographie) und Prof. Dr. Thilo Marauhn (Recht) bei SEPA .

Kern des DESERTEC-Konzepts ist die Überzeugung, dass in den Wüsten der Erde genügend sauberer Strom erzeugt werden kann, um die Menschheit nachhaltig zu versorgen. Dabei handelt es sich um ein ganzheitliches Konzept, bei dem es neben Energiesicherheit und Klimaschutz auch um Trinkwassergewinnung, sozio-ökonomische Entwicklung, Sicherheitspolitik und internationale Zusammenarbeit geht – ausdrücklich zum Nutzen der betroffenen Länder.

Laut Prof. Düren eignet sich der Senegal als ein Land, das in Westafrika eine zentrale Rolle spielt und eine der demokratischsten Regierungen in dieser Region hat, besonders gut für den Aufbau entsprechenden Knowhows. Mit der Einbeziehung von Universitäten weiterer Länder soll auch der Austausch der Afrikaner untereinander weiter gefördert werden. 

SEPA - Solarenergiepartnerschaft mit Afrika
Der Arbeitskreis an der Justus-Liebig-Universität widmet sich der mittlerweile breit diskutierten Option des Stromimportes aus der Wüste im Rahmen einer globalen Energie- und Klimapolitik. Das interdisziplinär zusammengesetzte Experten-Gremium sondiert die Möglichkeiten einer Europa wie Afrika gleichermaßen nutzbringenden Kooperation bei der Nutzung regenerativer Energien. Dabei geht der Arbeitskreis von der prinzipiellen technischen Machbarkeit auch großdimensionierter Solar-Kraftwerke aus, ist jedoch überzeugt, dass Planungen nur dann Erfolg versprechend sein können, wenn rechtliche, politische, soziale, geographische und historische Aspekte schon im Ansatz berücksichtigt werden und die europäischen Initiativen sich mindestens gleichrangig an afrikanischen Interessen ausrichten. 

Der seit 2006 bestehende und bundesweit einmalige Gesprächszusammenhang analysiert die Chancen und Risiken einer Solarenergie Partnerschaft auf der Basis neuester technischer Kenntnisse. Sie werden aus der Warte der Politik-, Rechts-, Wirtschafts- und Gesellschaftswissenschaften sowie der Geschichte und Geographie zugleich differenziert und eingeordnet. Zahlreiche Seminare, ein weitgespanntes Netz an europäisch-afrikanischen Kooperationen und mittlerweile zwei international besetzte Tagungen bilden ein solides und vielseitiges Fundament, um konkrete Initiativen weitaus realistischer einschätzen zu können, als das in der Vergangenheit möglich und der Fall war.

Quelle: Justus-Liebig-Universität (JLU) Gießen

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