Artikel vom 08.11.2011, Druckdatum 27.04.2024

Gewinnwarnung der Roth & Rau AG zum 3. Quartal 2011

Die Roth & Rau AG (Hohenstein-Ernstthal) hat im dritten Quartal 2011 Ergebnisse erzielt, die erneut von Sondereffekten und dem aktuell schwierigen Marktumfeld in der Solarindustrie stark betroffen sind. Roth & Rau veröffentlichte eine Gewinnwarnung und erlitt nach vorläufigen Zahlen im dritten Quartal 2011 einen Verlust auf Stufe EBIT von 52 Millionen Euro. Im Verlust enthalten sind einmalige Abschreibungen auf Forderungen aus Lieferungen und Leistungen, Warenvorräten und immateriellen Anlagen sowie Rückstellungen für vertragliche Risiken und durchzuführende Strukturmaßnahmen im Gesamtwert von rund 45 Millionen Euro.

Das schwierige Marktumfeld bei den Zell- und Modulherstellern während des dritten Quartals 2011 habe bei Roth & Rau zur Folge, dass ein Großteil der laufenden Projekte nicht planmäßig abgeschlossen werden konnte, da einige Kunden die Endabnahmen verzögerten, teilt die Meyer Burger Technology AG (Baar) mit. Dies habe sich entsprechend auf Umsatz und Ertragskraft ausgewirkt. Roth & Rau erzielte im dritten Quartal 2011 insgesamt einen Umsatz von 54 Millionen Euro, bzw. für die ersten neun Monate 2011 146 Millionen Euro (Vorjahr 189 Millionen Euro).

Roth & Rau habe bereits auf den starken Nachfragerückgang reagiert und in der Produktion Kurzarbeit eingeführt, die zunächst auf ein halbes Jahr befristet wurde. Damit sei das Unternehmen in der Lage, auch kurzfristig auf eine mögliche Erholung der Investitionsbereitschaft ihrer Kunden flexibel reagieren zu können. Das laufende Kosten- und Strukturoptimierungsprogramm werde vom neuen Vorstand der Roth & Rau AG überprüft und in seinen wesentlichen Teilen fortgeführt und beschleunigt. Das Programm habe zum Ziel, langfristig flexiblere Kosten- und Organisationsstrukturen zu schaffen, um damit Nachfrageschwankungen bei den Kunden besser abfedern zu können, heißt es in der entsprechenden Medienmitteilung.

Den detaillierten Zwischenbericht zum 30. September 2011 werde die Roth & Rau AG am 15. November 2011 veröffentlichen. Jedoch weist das Unternehmen heute schon darauf hin, dass allfällige zusätzliche Sondereffekte von rund 15 Millionen Euro im vierten Quartal 2011 nicht auszuschließen sind.

In der konsolidierten Konzernrechnung 2011 der Meyer Burger Gruppe (Baar) wird die Roth & Rau AG Unternehmensangaben zufolge ab dem Datum des Vollzugs der Übernahme Anfang August 2011 vollständig in die Eröffnungsbilanz einbezogen und vollkonsolidiert. Die Beteiligung, die Meyer Burger vor diesem Zeitpunkt hielt, wurde als Beteiligung an assoziierten Gesellschaften bilanziert.

Sämtliche Vermögenswerte der Roth & Rau AG würden in der Eröffnungsbilanz der Meyer Burger Gruppe per Stichtag 9. August 2011 zu Marktwerten bewertet. Die in der Gewinnwarnung der Roth & Rau AG erwähnten Abschreibungen auf Forderungen aus Lieferungen und Leistungen, Warenvorräten und immateriellen Anlagen seien wesentlich durch das veränderte Marktumfeld beeinflusst. Der Ansatz für Abwertungen der betreffenden Aktiva ergebe sich bereits bei Kontrollübernahme und daher würden die Abwertungen und Rückstellungen in der Eröffnungsbilanz berücksichtigt, heißt es in der Medienmitteilung weiter.

Der Anteil am Gesamtverlust der Roth & Rau AG per 30. September 2011, der in der konsolidierten Konzernrechnung der Meyer Burger Gruppe zu berücksichtigen ist, werde den Gewinn der Gruppe auf Stufe EBITDA aus heutiger Sicht nur geringfügig beeinflussen. Hingegen habe die Meyer Burger Gruppe auf Stufe des Ergebnisses aus Beteiligungen an assoziierten Gesellschaften anteilmäßig für die Zeitperiode Juli bis 8. August 2011 einen Verlustanteil von rund 14 Millionen Eurozu tragen. Zudem würden allfällige negative Ergebniseffekte der Roth & Rau AG im vierten Quartal 2011 vollkonsolidiert.

Aufgrund der veränderten Marktsituation bei den Solarzell- und Solarmodulherstellern in den vergangenen Monaten seit der Lancierung des Übernahmeangebots müsse im Rahmen der durchzuführenden Kaufpreisallokation zudem auch eine Neubeurteilung der Werthaltigkeit der Beteiligung an Roth & Rau AG durchgeführt werden. Insbesondere werde die Meyer Burger Gruppe im Rahmen des Jahresabschlusses 2011 auch einen Impairment Test auf der Goodwill Position der Roth & Rau AG durchführen. Es zeichne sich ab, dass aus heutiger Sicht auf diesem Goodwill ein Impairment in der Größenordnung von 40 bis 60 Millionen Euro notwendig sein könnte und der Erfolgsrechnung 2011 als einmaliger Aufwand belastet würde.

Meyer Burger weist Unternehmensangaben zufolge per 30. Juni 2011 ein Eigenkapital von 760,5 Millionen Schweizer Franken und eine Eigenkapitalquote von 58,4 Prozent aus. Die flüssigen Mittel der Gruppe würden auch nach dem Barerwerb der Beteiligung an Roth & Rau AG aktuell über 250 Millionen Schweizer Franken betragen. Die Gruppe habe zudem kein verzinsliches Fremdkapital und könne jederzeit auf eine gewährte Kreditlimite von 180 Millionen Schweizer Franken zurückgreifen. Damit weise das Unternehmen weiterhin eine sehr gute finanzielle Basis auf. Die kombinierte Gruppe verfüge heute zudem über ein in der Industrie einmaliges Technologieportfolio und könne bei einer Erholung der aktuellen Marktsituation die vorhandenen großen Marktchancen nutzen.

Im aktuell äußerst schwierigen und hochvolatilen Marktumfeld in der Photovoltaik konzentrierten der seit dem 3. Oktober 2011 amtierende neue Vorstand sowie der Aufsichtsrat der Roth & Rau AG ihre Kräfte vollumfänglich auf eine rasche und nachhaltige Verbesserung der operativen Leistung und der Finanzkraft des Unternehmens, heißt es in der Medienmitteilung weiter.

Die Gewinnsituation der Roth & Rau AG liege deutlich unter den bisherigen Erwartungen der Meyer Burger Technology AG. Daher hätten sich der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung der Meyer Burger Technology AG entschlossen, in dem aktuellen Markt- und Börsenumfeld von einem Beherrschungs- und/oder Gewinnabführungsvertrag mit der Roth & Rau AG abzusehen. Der Vorstand der Roth & Rau AG wurde von Meyer Burger Technology AG (durch ihre Tochtergesellschaft MBT Systems GmbH) entsprechend informiert. Die Vorbereitungsarbeiten werden eingestellt.

Quelle: Meyer Burger Technology AG

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