Artikel vom 19.09.2011, Druckdatum 29.03.2024

Denkmalgeschützter Hof baut auf den unversiegbaren Rohstoff Sonne

Im Bayerischen Chiemgau gibt ein denkmalgeschützter Hof ein eindrucksvolles Beispiel für nachhaltiges, ökologisches Sanieren: Die 1790 erbaute und im Jahr 1806 erstmals erwähnte Hofstelle zeigt eine gelungene Verbindung aus sanierter, denkmalgeschützter Altbausubstanz und neuester ökologischer Bauweise. Im Zentrum der Sanierung steht das den Standards des Sonnenhaus Instituts entsprechende Energiekonzept.

Das Energiekonzept des Sonnenhaus Instituts setzt konsequent und umfassend auf erneuerbare Energien: Über 52 Prozent des Jahreswärmebedarfs an Heizung und Warmwasser deckt das gesamte Hofensemble mit einer thermischen Solaranlage und einem großen Speicher. Für den restlichen Bedarf kommt der heimische Rohstoff Holz in Form von Hackschnitzeln oder Pellets zum Einsatz. Insgesamt liegt der Primärenergiebedarf des Gesamtkomplexes bei 21,9 kWh pro Quadratmeter und Jahr.

Die Sonnenwärme sammeln 56 Quadratmeter freistehende, 50 Grad geneigte und nach Süden ausgerichtete Sonnenkollektoren. Gut versteckt hinter dem Garagengebäude stört die Kollektoranlage weder das denkmalgeschützte Erscheinungsbild des Hauses noch den Gesamteindruck der Hofstelle.

Die von den Kollektoren gesammelte Wärme wird zentral in einem 15 Kubikmeter großen Pufferspeicher in der ehemaligen, sanierten Scheune eingelagert. Über 600 Quadratmeter Wohnfläche profitiert von der gespeicherten Sonnenwärme, die Wandflächen- und Fußbodenheizungen individuell regelbar in die einzelnen Räume verteilen.

Im Erdgeschoss des Bauernhauses sorgt eine innen aufgebrachte 6 Zentimeter Korkdämmschicht nicht nur für geringere Wärmeverluste, sondern außerdem für ein orginalgetreues, äußeres Erscheinungsbild. Das Obergeschoss, ein etwa 250 – 300 Jahre alter Holzblockbau, weist eine 20 Zentimeter dicke Innendämmung auf. Die ehemalige Scheune verfügt an den Wänden über eine 34 Zentimeter Außendämmschicht, im Dach ist diese 38 Zentimeter stark. Das verarbeitete Dämmmaterial ist baubiologisch einwandfrei und von anerkannten Prüfinstituten empfohlen.

Dreifach verglaste Fenster ergänzen die Gebäudehülle der neu entstandenen Wohnungen im Bereich der ehemaligen Scheune. In dem denkmalgeschützten Bereich war es möglich, die bestehenden Fenster mittels eines vorgesetzten Wärmeschutzglases in Kastenfenster zu verwandeln. So ist es gelungen, selbst in dem denkmalgeschützten Sanierungsbereich, einen hohen Dämmstandard umzusetzen und den mittleren Transmissionswärmeverlust in dem gesamten Hofensemble auf 45 Prozent unter EnEV-Neubau-Anforderungen zu reduzieren.

Die Sanierung von Bauernhaus und angrenzender Scheune erfolgte durch einen auf Denkmalschutz spezialisierten, erfahrenen Fachmann mit viel Fingerspitzengefühl. Dieser konnte das gesamte Tragwerk der Scheune erhalten. Sie bietet unter ihrem sanierten Dach nicht nur Raum für zwei neue, großzügige Wohnungen, sondern außerdem für einem Gemeinschaftsraum sowie die gesamte Haustechnik. Sämtliches vorhandene Mauerwerk, sowie die Gewölbekonstruktion des ehemaligen Stalls wurden ebenfalls erhalten und in die Sanierung integriert.

Das Bau- und Heizkonzept eines Sonnenhauses machte die energetische Sanierung dieses denkmalgeschützten Ensembles erst möglich. Gibt es bei einem Baudenkmal geschütztes Mauerwerk, ist unter Umständen eine Dämmung wie sie der Passivhausstandard verlangt nicht möglich. Damit kann rechnerisch daraus kein Passivhaus entstehen. Sonnenhäuser setzen demgegenüber in erster Linie auf den intelligenten Einsatz Erneuerbarer Energien und können so, im Gegensatz zu Passivhäusern beispielsweise, auf diese ausnahmslos extrem hohe Wärmedämmung verzichten. Einzig die für ein Sonnenhaus notwendige Kollektorfläche muss mit den Auflagen des örtlichen Bebauungsplans beziehungsweise des Denkmalschutzes in Einklang gebracht werden.

Insgesamt wurde nicht nur ein denkmalgeschütztes Objekt für die Nachwelt erhalten, sondern auch eine wertvolle Immobilie mit hohem Wohnwert und Wohnkomfort für Jahrzehnte wieder nutzbar gemacht.

Quelle: Sonnenhaus Institut e.V.

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