Artikel vom 04.10.2010, Druckdatum 20.04.2024

Wege in die Zukunft – Klimaschutz mit Nanotechnologien

Anlässlich der Jahrestagung des Öko-Instituts diskutierten Wissenschaftler/innen des Instituts mit Vertreter/innen aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft über Chancen und Risiken von Nanotechnologien für die zentralen Herausforderungen unserer Zeit. „Nanotechnologien in kostengünstigen und dünnschichtigen Photovoltaik Modulen oder in feinsten Dämmschichten für Gebäude bieten Möglichkeiten für Erneuerbare Energien und im Bereich Energieeffizienz“, erläutert Michael Sailer, Sprecher des Öko-Instituts.

Die Fachkonferenz, die in Darmstadt den wissenschaftlichen Höhepunkt der Feierlichkeiten zum 30jährigen Bestehen des Öko-Instituts bildete, fragte nach konkreten Nutzenbeiträgen der Nanotechnologien ebenso wie nach Visionen, wie diese für eine nachhaltige Lebens- und Wirtschaftsweise Einsatz finden könnten. Zentrale Herausforderungen unserer Zeit seien Klimaschutz, Ressourcenschonung und Gesundheitsvorsorge. „Die Einsatzfelder der Nanotechnologie für Erneuerbare Energien gilt es in den kommenden Jahren auszuloten und für die Erreichung der weltweiten Klimaziele bereitzustellen“, so Sailer. 

Bei der Debatte um Nanomaterialien, ihren Möglichkeiten, Nutzen und Risiken werde regelmäßig die Frage gestellt, welche Produkte Nanomaterialien enthalten. Eine verlässliche Antwort könne darauf bislang nicht gegeben werden, da eine allgemeine, rechtsverbindliche Definition von Nanomaterialien nicht existiert und explizite Informations- oder Kennzeichnungspflichten weitestgehend fehlen, so das Öko-Institut. 

Aufbauend auf der Analyse der rechtlichen Anforderungen an die Herstellung und die Vermarktung von Nanoprodukten in Deutschland, haben die Wissenschaftler/innen des Öko-Institut ein gestuftes Verfahren zur Registrierung von Nanomaterialien vom Ausgangsmaterial bis zum Endprodukt erarbeitet. Der Regelungsvorschlag des Öko-Instituts soll eine staatliche Stelle in die Lage versetzen, sowohl die Hersteller als auch die von ihnen in Verkehr gebrachten Produkte sowie die darin enthaltenen Nanomaterialien eindeutig identifizieren zu können. Im Sinne des Vorsorgeprinzips könnten dann mögliche Belastungen für die Umwelt oder Menschen besser abschätzt werden und die Hersteller frühzeitig über auftretende Probleme mit den Produkten informiert werden.

„Nanoprodukte müssen sich die Frage gefallen lassen, wie nachhaltig sie tatsächlich sind und welchen konkreten Nutzen sie für den Umwelt-, Klima- und Ressourcenschutz haben“, fasst Martin Möller, Wissenschaftler am Öko-Institut mit Blick auf Nachhaltigkeitsthemen, zusammen. „Nur wenn die positiven Beiträge zu den Nachhaltigkeitszielen klar erkennbar werden, werden sich Nanotechnologie-Unternehmen künftig dauerhaft erfolgreich am Markt behaupten können.“

Die Diskussion während der Jahrestagung richtete ihr Hauptaugenmerk auf die Erörterung von Chancen durch Erneuerbare Energien, verbesserten Wärmeschutz und hocheffiziente Energiespeicher, ohne dabei jedoch mögliche Risiken der zum Teil noch wenig erforschten Technologien aus dem Blick zu verlieren. „Besonders wichtig für die Weiterentwicklung zukunftsträchtiger Nano-Anwendungen ist es, transparent zu machen, welchen Nutzen und welche Risiken es für Mensch und Umwelt gibt“, so Sailer weiter. „Nur wenn transparent dargestellt ist, welche möglichen Belastungen spezifische Nanoprodukte haben, kann Vertrauen und Glaubwürdigkeit für Nanotechnologie entstehen.“ 

Die Eingangsvorträge von Prof. Dr. Wolf-Dieter Lukas aus dem Bundesministerium für Bildung und Forschung und Prof. Dr. Rüdiger Iden als Vertreter von BASF SE stellten staatliche Forschungsförderung relevanter Anwendungsfelder und die Aktivitäten der Wirtschaft dar. So sei es für die Bundesregierung zentral, mit der Forschung an konkreten Nanotechnologien beispielsweise für die Schonung wichtiger und knapper Ressourcen diese dort fördern, wo sie einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag leisten können. Nutzenorientierung und Risikoforschung müssten dabei gleichermaßen im Fokus stehen. Auch sollten die wertvollen Nanomaterialien Ziel führend eingesetzt werden. Anstelle eines undifferenzierten Einsatzes in zahlreichen Konsumprodukten sollten Nanotechnologien künftig Zielen der Nachhaltigkeit, des Umwelt- und Klimaschutzes Rechnung tragen. 

Quelle: Öko-Institut e.V.

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