Artikel vom 30.04.2010, Druckdatum 26.04.2024

Neue Studien zeigen Klimaschutzpotenziale von Kapitalanlagen auf

Wer seine Kapitalanlage bewusst wählt, kann maßgeblich den Klimaschutz voranbringen - und muss auf Rendite nicht verzichten. „Jede Privatanlegerin und jeder Privatanleger kann durch die bewusste Lenkung des Kapitals zum Klimaschutz beitragen“, sagte Bundesumweltminister Dr. Norbert Röttgen. Zudem übe die Nachfrage nach klimafreundlichen Investitionsmöglichkeiten einen erheblichen Einfluss auf die Geschäftspolitik von Unternehmen aus und verbessere damit die Perspektiven für mehr Klimaschutz, so Röttgen.

Zwei neue Studien, die im Auftrag des Bundesumweltministeriums durch Adelphi Consult erstellt wurden, untersuchen den Zusammenhang zwischen aktivem Klimaschutz und der Wahl der Kapitalanlage. Die Analysen des „Kohlenstoff-Fußabdrucks von Kapitalanlageprodukten“ belegen, dass auch private Geldanlagen erheblich mit Treibhausgas Emissionen verknüpft sind. Das Klimaschutzpotenzial ist hier enorm: So bringen klimafreundliche Kapitalanlagen durchschnittlich rund 42 Prozent weniger Treibhausgase mit sich als konventionelle Produkte. Das heißt: Bei 10.000 investierten Euro werden konventionell rund 5 Tonnen Treibhausgas Emissionen mitfinanziert. Im Vergleich dazu spart die klimafreundliche Variante mehr als 2 Tonnen Treibhausgase ein. 

Um das deutsche Klimaschutzziel für 2020 zu erreichen, die Reduktion des nationalen Treibhausgas-Ausstoßes um 40 Prozent verglichen mit dem Niveau von 1990, müssen in Deutschland jährliche Klimaschutz-Investitionen von über 30 Milliarden Euro getätigt werden. Aufgrund der hohen inländischen Beschäftigungswirkung und den immensen Kosteneinsparungen bei Energieimporten zahlen sich diese Investitionen für die gesamte Wirtschaft aus. 

Interview mit Volker Weber, Vorstandsvorsitzender Forum Nachhaltige Geldanlagen: 

Welches Vorgehen empfehlen Sie Anleger/innenn, die erstmalig in nachhaltige Anlagen investieren wollen?

Volker Weber: „Empfehlen würde ich den Anlegern, sich nach dem Transparenzlogo umzuschauen. Der Vorteil dieses Logos liegt darin, dass Unternehmen, die das Logo tragen wollen, ihre Nachhaltigkeitsstrategien offenlegen müssen. So kann sich der Anleger einen Überblick verschaffen, ob die Anlage auch danach investiert, was er sich selbst unter Nachhaltigkeit vorstellt.

Natürlich sollte er sich auch genauer überlegen, welche Ziele er verfolgen will. Hier gibt es ganz grob zwei Wege: Soll sich die Wirtschaft nachhaltig ausrichten? Dann würde ich einen breit aufgestellten Nachhaltigkeitsfonds präferieren, der nach dem „Best in Class“ Prinzip investiert. Oder will ich Zukunftstechnologien und erneuerbare Technologien fördern? Dann kommen Themenfonds wie Windkraft, Solar- oder auch Klimafonds in Frage, die besonders in Unternehmen investieren, die eng mit klimafreundlichen Technologien verbunden sind.“

Welche Einsichten eröffnet die Finanzkrise für die Bewältigung der Klimakrise?

Volker Weber: „Was die Finanzmarktkrise offenbart hat, sind die folgenden zwei Punkte. Erstens Intransparenz: Das haben wir vorhin kurz erläutert, wie man mit einem Logo Transparenz schaffen kann. Zweitens: Die Krise hat gezeigt, dass die Kurzfristigkeit des Finanzmarkts gescheitert ist. Die kurzfristige Quartalsdenkweise ist überholt. Finanzdienstleister müssen neue Sichtweisen einführen und dabei kommen sie am Thema Nachhaltigkeit nicht mehr vorbei. Das ist die große Chance im Rahmen dieser Finanzkrise auch der Klimakrise zu begegnen. Denn die Finanzinstitute haben die Aufgabe, Gelder zur Verfügung zu stellen. Werden diese Gelder nun sinnvoller als bisher in Investments angelegt, die den Klimaschutz fördern, können wir helfen, diese Klimakrise vielleicht nicht zu lösen, aber zumindest dazu beitragen, Innovationen und nachhaltiges Wirtschaften zu fördern.“

Welches Nachfragepotenzial sehen Sie im Bereich klimafreundliche Finanzprodukte?

Volker Weber: „Wenn man die neuen Forschungsergebnisse heranzieht, dann glaube ich, dass das nachhaltig verwaltete Kapital in Deutschland mindestens um den Faktor zehn im Vergleich zu heute gesteigert werden kann. Aufgrund des hohen Nachfragepotentials können wir dieses Ziel in 10 bis 15 Jahren erreichen oder es sogar noch übertreffen.“

Was erwarten Sie von der Politik zum Thema klimafreundliche Finanzen?

Volker Weber: „Dazu hat das Forum Nachhaltige Geldanlagen ein „zehn Punkte Programm“ ausgearbeitet. Ein Punkt an die Politik ist hier, das eigene Cash-Management nachhaltig aufzustellen. Bei staatlichen Ausgaben muss das Thema Nachhaltigkeit eine Rolle spielen. Auch bei den semi-staatlichen Geldern wie Pensionskassen oder Stiftungen, die ja bisher nicht nachhaltig anlegen. Wenn da die Politik nur ein wenig mehr lenkend eingreift, dann kann sehr viel für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz bewirkt werden.

Außerhalb des Themas Aktien ist wichtig, dass Deutschland vor allem ein Land des Mittelstandes und der Kleinunternehmen ist. Ich verstehe unter nachhaltiger Förderung und nachhaltiger Geldanlage, dass man gerade in diesem Bereich mit Geldanlagen nachhaltige Innovationen und Ideen fördert. Da gehört auch eine Verbesserung der Bereitstellung von Private Equity und Venture Capital. Das sollte einen neuen Stellenwert in Deutschland bekommen. 

Im Koalitionsvertrag steht ja, dass man einen zweiten Hightec-Gründerfonds plant. Wenn Laufzeitverlängerung bei Atomkraft beschlossen werden, dann sollten die Mehrerlöse in einen Klima-Innovations-Fonds umgeleitet werden, um gerade diese Förderung von innovativen Ideen aus Privatmitteln zu machen. Natürlich hat der Staat erst mal eine Lenkungsfunktion. Durch eine gezielte Steuerung staatlichen und privaten Kapital kann er aber viele positive Effekte in diesem Bereich erzielen.“ 

Weitere Informationen unter www.klima-und-finanzen.de 

Quelle: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU), Aktionswoche Klima und Finanzen

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