Artikel vom 02.06.2006, Druckdatum 19.05.2024

Viel Sprit, wenig Verantwortung

Allein in Deutschland gibt es 75 000 vorzeitige Todesfälle pro Jahr aufgrund des Feinstaubs. Bis zu 13 000 Kinder im Alter von 0 bis 4 Jahren sterben laut WHO jährlich an durch Schwebstaub verdreckter Außenluft. Die großen Autobauer aber werben weiterhin für umweltschädliche Pkw, für Modelle mit hohem Spritverbrauch und hohen CO2-Emissionen. Das jedenfalls ist das Ergebnis einer Analyse des Bund für Umwelt und Naturschutz BUND.

Egal ob VW, Audi, Opel, Ford, Mercedes, Porsche oder BMW – in der Autowerbung hat in den letzten zehn Jahren nicht unbedingt mehr Vernunft Einzug gehalten. Das ist das Ergebnis einer BUND-Analyse der Autowerbung des Jahres 2005. Analysiert wurden Anzeigen im „Stern“ und „Spiegel“. Paradox genug: Im Jahr 1995 war in der Pkw-Werbung ein sparsamer Verbrauch und der Schutz der Umwelt stärker herausgestellt worden als heute.

Der durchschnittliche Verbrauch der Pkw, für die 2005 bevorzugt geworben wurde, beträgt rund neun Liter auf 100 Kilometer. Die CO2 Emissionen liegen bei durchschnittlich 215 Gramm pro Kilometer. 1998 hatte sich die Automobilindustrie verpflichtet, bis 2008 einen Durchschnittsverbrauch von 5,7 Litern und von 140 Gramm zu erreichen. Die rechtzeitige Einführung von Partikelfiltern bei Diesel-Pkw haben die deutschen Autohersteller völlig verschlafen. 

Richard Mergner, Verkehrspolitischer Sprecher des BUND: „Unsere Analyse belegt, dass die Autokonzerne ihrer Selbstverpflichtung nicht nachkommen. In den Konzernzentralen wird keine Verantwortung für den Klimaschutz übernommen. 45 Millionen Pkw in Deutschland bedrohen unser Klima. Die Technik für Autos mit sparsamem Verbrauch ist längst vorhanden. Doch Herr Pischetsrieder und seine Kollegen setzen ungebrochen auf Spritfresser statt auf Pkw, die weniger als 6 Liter verbrauchen. Die technischen Einsparpotenziale bei Pkws sind riesig. Das Klima und der Geldbeutel der Kunden können durch sparsame Pkw massiv entlastet werden.“ 

Der BUND fordert die Autohersteller auf, ihre Produktpolitik und Werbestrategie zu ändern, wenn sie – wie sie gerne verkünden – einen Beitrag zum Umweltschutz leisten wollen. Mergner: „Ein Viertel der fossilen Ressourcen in Europa wird im Verkehrsbereich verbraucht, Tendenz steigend. Für diese Entwicklung sind die Autokonzerne, ihre Werbestrategen aber auch die Politik verantwortlich. Der Gesetzgeber muss verbindliche Emissionsgrenzen für Pkw setzen, denn wie die Studie gezeigt hat, bleiben freiwillige Verpflichtungen wirkungslos.“

Quelle: BUND, WHO 

Autorin: Petra Forberger für www.solarportal24.de




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