Artikel vom 01.12.2009, Druckdatum 16.04.2024

Ambitionierte Klimaschutzziele sind nötig – oder der Klimawandel wird immer teurer

Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen für die Menschheit. Er fordert viele Menschenleben. Und er kostet viel. Denn wetterbedingte Naturkatastrophen und die Schäden daraus nehmen tendenziell zu. Das ergibt sich aus Statistiken des Rückversicherers Munich Re (vormals Münchner Rück). Daher sei es sehr wichtig, auf dem Klimagipfel in Kopenhagen (7. bis 18. Dezember 2009) entscheidende Schritte voranzukommen und möglichst viele Eckpfeiler eines strikten Klimaschutzabkommens festzulegen.

Zwar spielten viele Faktoren eine Rolle beim Klimawandel aber es gibt nach Ansicht der Munich Re deutliche Belege, dass der Klimawandel eine Ursache für wetterbedingte Naturkatastrophen ist. Klimaschutz sei daher notwendig und wirtschaftlich sinnvoll. „Unsere Statistiken zeigen eindeutig, dass die Schadenbelastung aus wetterbedingten Naturkatastrophen steigt. Ein relativ schadenarmes Jahr, wie es 2009 bislang war, ist da kein Widerspruch“, so Torsten Jeworrek, im Vorstand von Munich Re für das weltweite Rückversicherungsgeschäft zuständig. „Es muss etwas unternommen werden. Wenn in Kopenhagen schon kein umfassendes Abkommen machbar erscheint, sollten zumindest wesentliche Rahmenbedingungen festgeschrieben werden. Einen Aufschub zu Lasten künftiger Generationen können wir uns nicht leisten.“ 

Die Zahl der verheerenden wetterbedingten Katastrophen wie Stürme Überschwemmungen oder Dürren liegt global im Durchschnitt heute etwa drei Mal so hoch wie Anfang der 1980er Jahre, wie aus der NatCatSERVICE-Datenbank von Munich Re hervorgeht. Die Schäden sind noch weit stärker gestiegen: Im Durchschnitt wuchsen sie seit 1980 um 11 Prozent pro Jahr. Unklar war bislang, inwieweit der Klimawandel zum Anstieg der Schäden beigetragen hat. Erste Analysen legen nahe, dass der jährliche Anteil in etwa bei einem niedrigen einstelligen Prozentsatz der Gesamtschäden liegt. 

Auch wenn dieser Anstieg niedrig erscheint, verbergen sich dahinter enorme Beträge. Das verdeutlicht die Summe der Schäden aus Naturkatastrophen von 1980 bis 2008. Nach den Erhebungen von Munich Re betrugen die volkswirtschaftlichen Schäden aus wetterbedingten Ereignissen in Originalwerten rund 1,6 Billionen (1.600 Milliarden) US-Dollar, davon waren rund 465 Milliarden US-Dollar versichert. Allein von 2000 bis 2008 summierten sich die volkswirtschaftlichen Schäden auf über 750 Milliarden US-Dollar, die versicherten Schäden auf rund 280 Milliarden US-Dollar.

„Schon bei vorsichtiger Kalkulation ist erkennbar: Wir reden hier über Milliardenbeträge, die der Klimawandel jedes Jahr bereits kostet. Die Versicherungswirtschaft kann sich darauf einstellen. Aber am Ende muss jeder Einzelne dafür bezahlen“, so Peter Höppe, Leiter der GeoRisikoForschung von Munich Re. „Dass in Kopenhagen Eckpfeiler für ein neues Abkommen mit ambitionierten Zielen festgelegt werden, ist daher sehr wichtig und ökonomisch sinnvoll. Denn das Klima ist träge. Schon jetzt kann der Klimawandel nicht mehr gestoppt, nur noch gedämpft werden. Aber auch dafür ist es höchste Zeit.“ 

Nach den Worten Höppes muss in Kopenhagen verbindlich festgelegt werden, die Erderwärmung auf 2 Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Das kann nur erreicht werden, wenn die CO2 Emissionen bis 2050 global um 50 Prozent im Vergleich zu 1990 sinken. „Das bedeutet: Die Industrieländer müssen 80 Prozent schaffen, und weltweit müssen die Emissionen bereits in einigen Jahren wirklich sinken.“ Um schnell zu einem umfassenden Kyoto-Nachfolgeabkommen zu kommen, müssten in Kopenhagen zudem alle bedeutenden Emittenten verbindliche Reduktionsziele zusagen. 

Besonders stark betroffen von den Folgen des Klimawandels sind viele Entwicklungsländer, die häufig in stark von Naturkatastrophen bedrohten Regionen der Erde liegen und sich zudem nicht an die steigende Gefährdung anpassen können. Um diese Länder zu unterstützen, hat die von Munich Re ins Leben gerufene Munich Climate Insurance Initiative (MCII) ein Risikomanagementsystem mit Versicherungslösungen für Entwicklungsländer in den Verhandlungsprozess für Kopenhagen eingebracht. Vom MCII-Konzept werden laut Munich Re voraussichtlich Elemente im Kopenhagen-Abschlussdokument übernommen. 

Die Lösung, die sich aus Prävention, Unterstützung von Mikroversicherungsprogrammen und Finanzierung eines Klimaversicherungspools für Top-Risiken zusammensetzt, wird nach Schätzungen der MCII etwa 10 Milliarden US-Dollar jährlich kosten. „Die Entwicklungsländer haben den Klimawandel nicht verursacht und können sich nicht gut an die Folgen anpassen. Daher ist eine aktive Zusammenarbeit und ein Beitrag der Industrieländer zur Risikoverminderung und für Versicherungslösungen sinnvoll. Die Versicherungslösung ist ein wichtiges Element zur Anpassung, um die Zustimmung von Entwicklungsländern zu einem neuen Abkommen zu bekommen“, sagte MCII-Geschäftsführerin Koko Warner, die auch an dem Kopenhagen-Gipfel teilnimmt. 

Munich Re Vorstandsmitglied Torsten Jeworrek hob hervor, dass sich durch Klimaschutz enorme wirtschaftliche Potenziale eröffnen. „Neue Technologien entwickeln sich, und die Energieeffizienz steigt. Alle werden davon profitieren“, sagte er. „Mit unserem Know-how haben wir zahlreiche Risikotransferprodukte entwickelt, um solchen neuen Technologien zum Durchbruch zu verhelfen. Ein besonders gelungenes Beispiel ist die Performance-Deckung für Photovoltaik Anlagen, die Leistungsgarantie-Zusagen der Hersteller von Photovoltaik Modulen absichert.“ Auch die ERGO, die Erstversicherungsgruppe von Munich Re, habe zahlreiche innovative Produkte mit Bezug zum Klimawandel entwickelt. So sei die ERGO mittlerweile einer der führenden Versicherer für erneuerbare Energien im End- und Industriekundengeschäft in Deutschland.

Quelle: Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft
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