Artikel vom 29.05.2007, Druckdatum 15.05.2024

„Fotovoltaik-Silizium in ausreichender Qualität“ produzieren

Das auf Fotovoltaik Großkraftwerke spezialisierte Unternehmen City Solar aus Bad Kreuznach baut in Spanien den – zumindest vorübergehend – weltweit größten Fotovoltaik Park für Solarstrom. Dafür werden in Beneixama (Provinz Alicante) derzeit auf einer Fläche mit dem Ausmaß von 71 Fußballfeldern 100.000 Solarmodule montiert, die genug Strom produzieren sollen, um 12.000 Einfamilienhäuser zu versorgen. Neben dem Kraftwerksbau ist die City Solar daran, mittels eines neuen Verfahrens hochreines Silizium einfacher und günstiger herzustellen.

Das Unternehmen besitzt nach Angaben von Firmensprecher Stephan Brust die Rechte an einem neuen Verfahren, mit dem sich hochreines Silizium – der wichtigste Grundstoff für die Produktion von Strom aus Sonnenenergie – einfacher und günstiger herstellen lässt als bisher. Das „graue Gold“ ist heiß begehrt. „Wir leben im Siliziumzeitalter“, sagt der Physiker Helge Riemann vom Institut für Kristallzüchtung im Forschungsverbund Berlin e.V. „Es gibt einen Siliziumhunger auf der Welt, der ist größer als der Öl-Hunger.“ In mehr als 90 Prozent aller Elektronikbauteile sei der Stoff enthalten. 

Dass City Solar bereits Gewinne aus Lizenzverkäufen der neuen Methode winken sieht, ist dem Chemiker Prof. Norbert Auner von der Frankfurter Universität zu verdanken. Er hat das bislang geheim gehaltene Verfahren entwickelt, mit dem nach seinen Angaben „Fotovoltaik-Silizium in ausreichender Qualität“ produziert werden kann. 

Dabei sind nach Auners Darstellung zwei Dinge besonders von Belang: Zum einen werde das Silizium, das normalerweise aus Quarzkies gewonnen wird, bei seinem Verfahren aus herkömmlichen Sand hergestellt, womit das Ressourcenproblem entfalle. Zum anderen werde erheblich weniger Energie als bei herkömmlichen Verfahren benötigt – „das macht es wesentlich günstiger“, erklärt der Chemiker. 

Nach Auners Angaben wurde bereits eine Apparatur im Technikumsmaßstab aufgebaut, mit der Silizium kiloweise produziert werden kann. Geplant ist, dass bis 2009 eine Fabrik mit einer Kapazität von 2500 Jahrestonnen entsteht. Die Herausforderung liege darin, die Herstellung vom Grammbereich auf den Tonnenbereich auszuweiten, erklärt Auner. Warum kooperiert er nicht mit einer großen Firma? „Ich habe mit vielen Großunternehmen zusammengearbeitet, da geht die Dynamik verloren“, meint er. Bei City Solar sei das Verfahren „in den richtigen Händen“. 

Nach Brusts Angaben haben Solarzellenhersteller das Silizium probeweise schon in Solarzellen verarbeitet. „Die Tests sind positiv“, sagt er. Da City Solar aber nicht selbst produzieren wolle, gehe es nun darum, den „richtigen Partner“ ins Boot zu holen. 

„Ich glaube, dass das schon durchaus Chancen hat“, sagt Physiker Riemann über das, was von dem Verfahren bekannt ist. Richtig bewerten könne man es jedoch erst nach entsprechenden Untersuchungen. Wenn es funktioniere, könne dies „enorme Folgen“ haben. „Man sucht fieberhaft nach Möglichkeiten, Silizium mit weniger Energie herzustellen“, sagt Riemann. In der Ausgabe der Fachzeitschrift „Photon“ vom September 2006 bezeichnen nicht näher benannte Experten den von City Solar eingeschlagenen Weg als „extrem ehrgeizig“ und den Zeitplan als „ambitioniert“. 

Unterdessen würden wegen des Silizium-Engpasses auch schon Silizium-freie Solarmodule gebaut. Die Firma Würth Solar im baden-württembergischen Schwäbisch Hall setze dabei auf eine Dünnschichttechnologie, die auf der Verbindung der Stoffe Kupfer, Indium und Selen beruht. 

City Solar verfolgt zudem weiter seine Kraftwerksprojekte. Das 80 Mitarbeiter zählende Unternehmen, das 2003 gegründet wurde und fünf Aktionären gehört, kauft oder pachtet Flächen für Kraftwerke, übernimmt die Planung und ist für den Bau zuständig, der mit örtlichen Firmen ausgeführt wird. 

Den Titel des weltgrößten Fotovoltaik Kraftwerks besitzt City Solar übrigens nicht lange: Die Firma juwi (Bolanden) baut seit Kurzem in Sachsen ein Kraftwerk, das noch größer wird als das spanische. Es soll eine Fläche von 200 Fußballfeldern haben und 2009 fertig sein. 

Quelle: verivox
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