Artikel vom 22.05.2007, Druckdatum 20.04.2024

Studie zeigt: Energieeinsparung geht nicht zu Lasten der Behaglichkeit

Sparsamer Umgang mit der in Bürogebäuden genutzten Energie steht keineswegs im Widerspruch zur Behaglichkeit. Dies belegt eine vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung beauftragte Studie. Durchgeführt wurde sie vom Lehrstuhl für Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung der Universität Wuppertal und dem Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg. „Rationelle Energienutzung reduziert nicht nur den Energiebedarf von Gebäuden, sie verbessert oft den Nutzungskomfort“, so Prof. Karsten Voss von der Uni Wuppertal. Forschungspartner Dr. Jens Pfafferott vom Fraunhofer ISE ergänzt: „Und: Je geringer der verbleibende Energiebedarf, desto größer der Anteil, den erneuerbare Energien decken können“.

Auf das Wohlbefinden in Gebäuden gehen in Deutschland rund 40 Prozent der verbrauchten Endenergie zurück. Mit dieser Energie wird geheizt, gekühlt, gelüftet und beleuchtet. Eine der wesentlichen Aufgaben einer Gebäudeplanung ist es, durch Entwurf, baukonstruktive Maßnahmen und technische Anlagen angemessene Innenraumbedingungen für die jeweilige Nutzung sicherzustellen. 

Die zunehmenden Anforderungen an Energieeinsparung und Klimaschutz fordern dazu heute ein Vorgehen, bei dem die Begrenzung der klimarelevanten Emissionen und des fossilen Energieverbrauchs besondere Beachtung finden. Während für den Winterfall bewährte Konzepte den Einzug in die Baupraxis gefunden haben, hat vor allem der Jahrhundertsommer 2003 Mängel hinsichtlich der sommerlichen Situation offenbart:

- Aktuelle Gerichtsurteile bestätigten, dass vermietete Räume für die Nutzung angemessene sommerliche Raumtemperaturen aufweisen müssen. Ist dies nicht der Fall, liegt ein Mangel vor, der eine Mietminderung rechtfertigt und bauliche (Sonnenschutz) oder anlagentechnische (Kühlung) Nachrüstungen erforderlich macht. In Anbetracht der vorhergesagten globalen Klimaerwärmung steigen die Anforderungen an sommerlichen Wärmeschutz von Gebäuden. Zusätzliche Kühlung und Klimatisierung von Gebäuden steigert den Energieverbrauch.

- Die nationale Umsetzung der Gesamtenergieeffizienz-Richtlinie der EU fordert die Einführung von ganzheitlichen Primärenergiegrenzwerten, die die Kühlung und Klimatisierung einbeziehen und damit dem Mehrverbrauch zukünftig Grenzen setzen.

Im Auftrag des Bundesamts für Bauwesen und Raumordnung führten der Lehrstuhl für Bauphysik und Technische Gebäudeausrüstung der Universität Wuppertal und das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme in Freiburg eine Forschungsarbeit zu diesem Themenkomplex durch. Die Ergebnisse sind jetzt in Form eines 100-seitigen Berichts erhältlich. 

Für Prof. Karsten Voss von der Universität Wuppertal steht fest: „Rationelle Energienutzung reduziert nicht nur den Energiebedarf von Gebäuden, sie verbessert oft den Nutzungskomfort“. Forschungspartner Dr. Jens Pfafferott von der Gruppe Solares Bauen am Fraunhofer ISE ergänzt: „Gleichzeitig gilt: Je geringer der verbleibende Energiebedarf, desto größer der Anteil, den erneuerbare Energien decken können“. Am Fraunhofer ISE sind Gebäude und ihre technische Ausrüstung ein zentrales Geschäftsfeld.

Wegen der besonderen Relevanz legen die Verfasser der Studie den Schwerpunkt ihrer Betrachtung auf Büro- und Verwaltungsbauten. Im Vordergrund stehen dabei Gebäude ohne Teil- oder Vollklimaanlagen und mit einem hohen Potenzial zur individuellen Einwirkung der Nutzer auf das Raumklima. Sie bieten damit – im Sinne der Fragestellung für die vorliegende Forschungsarbeit – prinzipiell gute Voraussetzungen für einen sparsamen Umgang mit Energie bei hoher Behaglichkeit.

„Energieeinsparung contra Behaglichkeit?“
Hrsg.: Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS), Forschungen Heft 121, 2007,
Selbstverlag des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung, Bonn, ISSN 1435-4659, ISBN 978-3-87994-453-8
Download: www.bbr.bund.de
Kostenfreie Bestellungen:
Hans-Peter Lawrenz, hans-peter.lawrenz@bbr.bund.de
Stichwort: Forschungen 121

Quelle: Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE)
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